Der Krimi um den maroden Smartphone-Pionier Palm ist vorüber. HP kauft das Unternehmen um 1,2 Mrd. Dollar. Das gab der Computerkonzern in der Nacht auf heute, Donnerstag, bekannt. Mit dem Kauf richtet HP seine mobile Strategie neu aus. Denn mit den bisher unter ihrem Wert geschlagenen Palm Pre und Pixi kann HP nicht nur vielversprechende Smartphone-Modelle in sein Portfolio integrieren. Das ebenfalls von Palm entwickelte mobile Betriebssystem webOS könnte HP auch den Einstieg in die Tablet-Welt ebnen.

Bild: Palm - Smartphones
Palm-Smartphones bald im HP-Portfolio (Foto: palm.com)

webOS statt Windows und Android

„HP versucht seit längerem mehr oder minder erfolglos, einen Fuß in die Smartphone-Welt zu setzen. Mit webOS eröffnet sich für HP nun die Chance, mit einem eigenen leistungsstarken Betriebssystem fernab von Android oder Windows auch im Tablet- und Netbook-Segment zu punkten“, kommentiert Gartner-Analystin Carolina Milanesi. „Über Nacht wird diese Strategie sicher nicht aufgehen. Der Kauf ist als Investition auf lange Sicht zu werten.“

Der letztlich doch überraschende Verkauf an HP – zuletzt waren vor allem HTC, Lenovo und Dell im Gespräch – ist symptomatisch für eine grundlegend veränderte Computerbranche. Was der einstmals reine Computerhersteller Apple mit der Erweiterung seines Portfolios um iPod und iTunes sowie aktuell dem iPhone und iPad bereits seit Jahren vormacht, wird nun auch für Computerhersteller wie HP und Dell eine zunehmende Notwendigkeit, um in der digitalisierten mobilen Welt erfolgreich zu bleiben.

IT-Zukunft ist mobil

„Am großen Trend Mobility kommt kein Hersteller vorbei. Die Leute wollen Computertechnologien auf verschiedensten Endgeräten nutzen und mobilen Zugang haben. HPs Ansatz unterscheidet sich insofern von anderen Herstellern, dass sie offensichtlich selber über das Know-how verfügen und die Geräte selbstständig entwickeln wollen“, meint Nicolas von Stackelberg, Analyst bei Macquarie. Dass es HP in Bezug auf seine mobile Strategie nun ernst meine, sei aufgrund der nicht unerheblichen Investition jedenfalls klar ersichtlich.

Als größte Herausforderung, um gegenüber Apple, aber auch der Android-Plattform bestehen zu können, gilt neben der Usability und entsprechenden Produkten vor allem aber das dahinter stehende Ökosystem, sprich Applikationen und eine Entwicklerbasis. „Hier sehe ich die größte Herausforderung für HP. Letztlich ist auch Palm daran zerbrochen, dass man aufgrund der geringen User-Zahlen einfach zu wenige Applikationsentwickler für die eigene Plattform gewinnen konnte“, sagt Gartner-Analystin Milanesi.

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