Palms CEO Jon Rubinstein hat erneut betont, dass der zuletzt arg in Bedrängnis geratene Smartphone-Hersteller weiterhin als unabhängiges Unternehmen überleben kann. Als möglichen Rettungsanker sieht er dabei webOS, berichtet die Financial Times. Denn Rubinstein kann sich vorstellen, das von Experten oft gelobte Betriebssystem an andere Gerätehersteller zu lizenzieren.
Allerdings könnte es für diesen Schritt nun schon zu spät sein. „Derzeit wäre eine webOS-Lizenznahme eine teuere Option mit vielleicht minimalen Vorteilen für viele etablierte Hersteller“, erklärt Nicholas McQuire, Research Director Enterprise Mobility bei IDC. Interessant sei die Idee am ehesten für eine handvoll asiatischer Hersteller wie Huawei oder Lenovo, das ja angeblich eine Palm-Übernahme erwägt. „Palm läuft jedenfalls die Zeit davon“, meint der Analyst.
Verpasste Chance
Die Öffnung von webOS für andere Gerätehersteller wurde von Branchenbeobachtern schon lange als Chance für Palm gesehen. So meinte iSpuppli-Analystin Tina Teng im Juni 2009, dass webOS dadurch in die Fußstapfen von Android treten könnte. Damals schwieg Palm noch zum Thema webOS-Lizenzierung. Nun würde das Unternehmen Rubinstein zufolge das Betriebssystem bei einem entsprechend guten Angebot selbstverständlich anderen Herstellern zur Verfügung stellen.
Rein technisch bleibt die Plattform auch jetzt noch attraktiv. „webOS ist ein gutes Produkt. Es hat ein starkes User-Interface, ist eine sehr schlanke Plattform und für Browser-basierte Web-Anwendungen wie Social Media optimiert“, urteilt McQuire. Doch in Sachen verfügbarer Apps und Entwickler-Community hinke Palm gegenüber Apple, Research in Motion, Nokia und Google hinterher. „Dass Palm angesichts dieser Realität kommerzielle Käufer finden soll, ist eine große Herausforderung“, sagt der Analyst.
Entwicklermangel
Ein Vorteil der webOS-Öffnung wäre theoretisch, dass die Plattform durch eine größere Zahl an Geräten in Kundenhänden auch attraktiver für App-Entwickler wird. Denn die derzeit geringe Zahl an webOS-Geräten in Kundenhänden bedeutet auch wenig potenzielle App-Käufer. Daher hatte Screen-Digest-Analyst Jack Kent gegenüber pressetext betont, dass die Plattform speziell für Games-Entwickler wenig attraktiv ist.
Für Palm steht freilich zu befürchten, dass der Wille zur Lizenzvergabe zu spät kommt. „Dass die Entwickler-Basis derzeit sehr klein ist, ist ein großes Hindernis für potenzielle Lizenznehmer“, meint McQuire. Denn webOS müsse in dieser Hinsicht nicht nur aufholen. „Die Geschwindigkeit, mit dem Konkurrenten wachsen, macht es unwahrscheinlich, dass es je eine Massenmarkt-Plattform wird“, so der Analyst abschließend.