Mit der Einführung des 3G-fähigen iPads wirbelt Apple einmal mehr die Telekommunikationsbranche durcheinander. Die Tatsache, dass das gehypte Apple Tablet in entsperrtem Zustand verkauft wird, lässt die Mobilfunkprovider auf ein gutes Geschäft mit ihren mobilen Datendiensten hoffen. Als Hürde erweisen sich allerdings die SIM-Karten. Denn Apple setzt beim iPad erstmals auf eine Micro-SIM-Karte, die bisher bei keinem Anbieter im Programm war.

Apple prescht voran
„Apple besitzt zweifelsohne eine Vorreiterrolle und zeigt neue Wege auf, gerade was das Gerätedesign betrifft. Die anderen Hersteller werden sich die Entwicklung daher genau ansehen und für sich eine Entscheidung treffen“, sagt Jean-Francois Rubon, Director Technology Development beim größten SIM-Hersteller Gemalto.

Technisch gesehen ist der auf beiden SIM-Kartentypen verwendet Chip identisch. Lediglich die Kartengröße wurde für die Micro-SIM geschrumpft, was Gerätehersteller noch mehr Freiheiten beim Hardwaredesign bieten soll. Die angeblichen Vorzüge haben die Hersteller bisher allerdings kalt gelassen. In der ersten 3G-Euphorie Anfang des neuen Jahrtausends für Kameras und Uhren vorgesehen, konnte sich der bereits 2003 abgesegnete Standard bislang nicht durchsetzen.

Micro-SIM Telcos springen wegen iPad auf Zug auf
Micro-SIM: Manche Nutzer greifen zu drastischen Mitteln (Foto: johnbenson.net)

Telcos in Startlöchern
Reagierten die Telcos bis vor wenigen Wochen noch mit Desinteresse, ist durch den unmittelbar bevorstehenden iPad-Launch in Europa plötzlich alles anders. „Sobald der iPad auf dem deutschen Markt verfügbar ist, werden wir eine Micro-SIM anbieten“, erklärt Vodafone-Deutschland-Sprecher Thorsten Hoepken. Bestehende Kunden können zudem für 25 Euro ihre alte SIM gegen das kleinere Kartenmodell eintauschen.

Neben Vodafone und T-Mobile, die beide als offizielle iPad-Vertriebspartner gehandelt werden, haben mit Simyo und Blau bereits zwei alternative Anbieter mit dem Verkauf von Micro-SIMs und den entsprechenden Datentarifen begonnen. In Österreich wiederum will der von Apple bisher verschmähte Marktführer A1 um iPad-Kunden kämpfen und bietet bereits seit April eine Micro-SIM an. Auch hier können bestehende Kunden ihre SIM-Karte umtauschen, die Gebühr dafür beträgt 30 Euro.

Micro-SIM schafft Akkuplatz
Ob andere große Smartphone-Hersteller wie Nokia oder Sony Ericsson nun ebenfalls auf den Micro-SIM-Zug aufspringen werden, ist derzeit noch unklar. SIM-Hersteller Gemalto zufolge werden allein in diesem Jahr mehrere Mio. Micro-SIMs an Netzbetreiber ausgeliefert werden. Neben Apples iPad wird die kleine SIM-Karte in den USA auch in einem GPS-Gerät zum Einsatz kommen.

„Die kleinere Größe mag in Relation zum Gehäuse des iPads als unbedeutend erscheinen. Wenn dadurch im Geräteinneren aber mehr Platz für einen größeren Akku geschaffen werden kann, ist der Einsatz allemal sinnvoll. Gerade im Smartphone-Bereich ist die Akku-Lebensdauer weiterhin das beherrschende Thema“, ortet Rubon weiteres Einsatz-Potenzial für die Micro-SIM.

Zwei Formate weniger kundenfreundlich
Für Kunden bedeuten die ab sofort nebeneinander existierenden SIM-Karten-Größen gewisse Unannehmlichkeiten. Denn da Apples iPad derzeit de facto das einzige Micro-SIM-fähige Gerät in Europa ist, kann eine jetzt erworbene kleinere SIM-Karte nicht in anderen mobilen Datensticks oder Handys verwendet werden. Abhilfe bieten dabei allerdings Adapter, die schon bald um wenige Euro erhältlich sein werden. A1 in Österreich umgeht das Problem insofern, indem die Micro-SIM mit einem Kunststoffrahmen geliefert wird, um den die Micro-SIM bei Bedarf wieder erweitert werden kann.

Motiviert durch iPad-Käufer außerhalb der USA, die sich die 3G-Version noch vor dem offiziellen Start in Europa zulegen wollten, sind im Internet auch eine Reihe von Bastelanleitungen aufgetaucht. Denn mit ein wenig Geschick würden sich die herkömmlichen SIM-Karten auch auf Micro-SIM-Größe zuschneiden lassen, berichten einige Blogs und Apple-Fanseiten. Das Verständnis der Mobilfunkprovider für diesen drastischen Schritt dürfte sich allerdings in Grenzen halten.

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