Südkoreanische Forscher haben eine Methode entwickelt, um eine bessere Smartphone-Navigation im Inneren von Gebäuden wie Einkaufszentren zu ermöglichen. Das Team um Dong-Soo Han, Informatikprofessor am Korea Advanced Institute of Science and Technology(KAIST) nutzt ähnlich wie manche aktuelle Lösungen WLAN-Fingerabdrücke, um eine Funkkarte zu erstellen. Doch kommt sie dabei gänzlich ohne GPS-Daten als Anhaltspunkt aus – einfach, weil Menschen viel Zeit daheim und im Büro verbringen.
Grenzen von WPS
Aktuell nutzen unter anderem Apple und Google das sogenannte WLAN Positioning System (WPS), um die Schwäche von GPS in Innenräumen zu kompensieren. Dazu nutzen sie charakteristische Signale von WLAN-Netzen in der Umgebung als Fingerabdruck. „Diese Technologie braucht aber GPS-Signale, um die Standorte der von mobilen Geräten gesammelten WLAN-Fingerabdrucke zu bestimmen“, so Han. Daher könnte es sein, dass man zwar von starken WLAN-Signalen umgeben ist, diese aber trotzdem für die Positionierung nutzlos sind.
„Wir haben endlich eine Radiokarte geschaffen, die ausschließlich aus WLAN-Fingerbadrücken erstellt wird“, sagt der Informatiker. Denn das KAIST-Team hat im Halbstunden-Takt Fingerabdrücke von Smartphones gesammelt und dabei festgestellt, dass sich die mobilen Geräte oft über lange Zeit nicht bewegen. Die Erklärung dafür ist leicht. „Wer einen fixen Job hat, dessen Smartphone hat mindestens zwei feste Standorte – Zuhause und Büro“, erklärt Han. Genau das hat sich sein Team jetzt zunutze gemacht.
Das Smartphones Navigator
Bei dem neuen Ansatz werden die Wohn- und Geschäftsadressen von Nutzern zu Referenzpunkten, die das Team über Googles Geocoding mit geografischen Koordinaten verknüpft. So entsteht eine Funkkarte ohne jegliche GPS-Positionierung, die eine Standortverfolgung für Smartphones ermöglicht. Bei Test in vier Gebieten haben die Forscher Karten anhand von je 7.000 WLAN-Fingerabdrücken bei 400 Access Points erstellt. Wie sich gezeigt hat, hängt die Positionierungsgenauigkeit vom gesammelten Datenvolumen ab – ist dieses groß genug, sinkt der mittlere Fehler auf unter zehn Meter.
Han räumt ein, dass bei diesem Ansatz noch einige Probleme wie der Datenschutz zu lösen sind. Von der Notwendigkeit einer derartigen Lösung ist der Informatiker aber überzeugt, da Nutzer einfach zunehmend ihren Standort auch in großen Gebäudekomplexen sinnvoll bestimmen wollen. Genau das soll die Adressen-basierte Funkkarte letztlich ermöglichen – und auch neue Anwendungen beispielsweise für Rettungsdienste oder wie das Aufspüren verlorener Smartphones.