Das europäische Navigationssystem Galileo nimmt mehr und mehr fahrt auf. In der vergangen Woche starteten vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) vier weitere Satelliten für das europäische Galileo-Projekt an Bord einer Ariane-5-Rakete. Mit „Tara“, „Samuel“, „Anna“ und „Ellen“, die jeweils wie ihre Vorgänger rund 715 Kilogramm schwer sind, wächst die Galileo-„Familie“ auf 26 Mitglieder an.
„Alle Satelliten umkreisen in einer Höhe von 23.222 Kilometern die Erde. Die Konstellation ist damit nahezu vollständig und kann jetzt eine fast globale Abdeckung mit Galileo-Signalen gewährleisten“, berichtet René Kleeßen, Galileo-Programm-Manager im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn.
Milliardenschweres Projekt
Mit dem milliardenschweren Prestigeprogramm will Europa unabhängig vom amerikanischen „Global Positioning System“, kurz GPS werden. Das europäische Galileo-System soll im Vergleich zum GPS eine wesentlich genauere Navigation ermöglichen. Zudem kann das Galileo Navigationssystem nicht von den USA einfach in der Genauigkeit beschränkt oder ausgeschaltet werden, wie dieses bei GPS schon mehrfach der Fall war. Die ersten Galileo Dienste sollen in gut eineinhalb Jahren verfügbar sein. Das System soll unter anderem für die Navigation auf der Straße oder auf dem Wasser, für die Seenotrettung und für die Landwirtschaft genutzt werden.
Nutzung am Smartphone
Laut der Galileo-Betreiber haben inzwischen schon verschiedene Smartphone-Hersteller ihre Modelle neben GPS- auch mit Galileo-Empfängern ausgestattet. Wodurch sich die Genauigkeit für die Nutzer verbessert, etwa von Karten- oder Navigations-Apps, weil diese die Signale beider Dienste Galileo und GPS empfangen können.
30 Satelliten
Von den nun 26 Satelliten im All sind nach Betreiber-Angaben derzeit 14 funktionsfähig. Vier weitere sollen demnächst in Betrieb genommen werden, wenn sie eine Testphase hinter sich gebracht haben. Die vier neu im All ausgesetzten Satelliten können voraussichtlich ab Februar 2019 nutzbare Daten liefern. Dann wären Galileo mit 22 Satelliten funktionsfähig. Für eine weltweite Abdeckung braucht es jedoch mindestens aktive 24 Satelliten im All. 2020 sollen weitere Galileo-Satelliten in den Weltraum gebracht werden, denn insgesamt sollen am Ende 30 Satelliten die Erde umkreisen – damit Galileo auch bei Störungen oder Ausfällen funktioniert.