Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst auf claus.de. In einer Zeit, in der die Digitalisierung und KI unaufhaltsam voranschreiten, habe ich mich entschlossen, ein Experiment zu wagen: ein halbes Jahr ohne klassischen Festnetzanschluss, ausschließlich mit Internet via Mobilfunk.
Mit einer AVM FRITZ!Box 6850 5G, einem mobilen Netgear Nighthawk M6 Pro 5G und SIM-Karten der drei großen deutschen Netzbetreiber bewaffnet, trat ich meinen Selbstversuch an. Ist das mobile Netz in Deutschland bereit, die Rolle des traditionellen Festnetzanschlusses zu übernehmen?

Der Entschluss

Warum dieser radikale Schritt? Ich verbringe viel Zeit vor dem Computer im Büro und unterwegs. Ich wollte herausfinden, ob ich nicht zu Hause komplett auf Mobilfunktechnologien umsteigen und so die Kosten für den obligatorischen Festnetz- & Internetanschluss sparen kann. Im 21. Jahrhundert sollte der Mobilfunk mit LTE und 5G doch eine verlässliche Alternative zu herkömmlichen, kabelgebundenen Internetanschlüssen bieten können. Es war eine Entscheidung, die nicht nur von Neugier getrieben war, sondern auch von der Aussicht auf eine neue Art von Freiheit: die Unabhängigkeit von physischen Anschlüssen.

Der Aufbau

Die technische Grundlage meines Experiments zu Hause bildeten zwei Zugangsgeräte: eine „FRITZ!Box 6850 5G“ und ein mobiler 5G-Hotspot mit Akku des Typs „Netgear Nighthawk M6 Pro 5G“. Beide Router wurden mir für die Dauer des Selbstversuchs kostenfrei von den Herstellern zur Verfügung gestellt.

AVM FRITZ!Box 6850 5G (Bild: AVM)
AVM FRITZ!Box 6850 5G (Bild: AVM)

Um eine breite Erfahrungsbasis zu schaffen, habe ich SIM-Karten aller drei deutschen Mobilfunkanbieter genutzt: Telekom, Vodafone und o2 Germany. Alle Mobilfunktarife im Test verfügen über 5G und haben kein Datenlimit. Die Internetgeschwindigkeit hängt jedoch immer vom regionalen Netzausbau ab.

Netgear Nighthawk M6 Pro 5G (Netgear)
Netgear Nighthawk M6 Pro 5G (Netgear)

Die Erfahrung

Die ersten Tage dienten der Eingewöhnung und dem Testen der Netzqualität in meinem Zuhause. Es stellte sich schnell heraus, dass sowohl die Telekom als auch o2 bei mir zu Hause ähnlich stark ausgebaut sind und teilweise bis zu 600 MBit/s erreichen. Lediglich bei Vodafone konnte ich an meinem Wohnort keine Geschwindigkeit von mehr als 200 MBit/s erreichen.
 
Das ist jedoch wenig überraschend, da die Internetgeschwindigkeit vor Ort immer vom Netzausbau des gewählten Mobilfunkanbieters abhängt. Während in der Stadt fast durchgehend ein Zugang zu Hochgeschwindigkeits-Mobilfunk gewährleistet ist, kann man in ländlichen Gebieten schnell auf die Nase fallen, wenn man sich auf reines mobiles Internet verlässt. Denn hier lohnt sich der Netzaufbau für die Betreiber weniger, da es in dünn besiedelten Gebieten auch weniger zahlende Kunden gibt.
 
Obwohl es bei der täglichen Nutzung des mobilen Internetzugangs zu Hause zu Schwankungen bei der Internetgeschwindigkeit kommen kann, was bei einem „Shared Medium“ ganz normal ist, reicht diese für meine Bedürfnisse vollkommen aus. Ich hatte zu keiner Zeit Probleme bei der Telefonie über das Internet, dem surfen oder Streamen von Filmen uns Serien. Selbst das Streamen von 4K-Inhalten über Apple, Netflix, Prime & Co auf meinem heimischen 65“ Smart-TV stellte kein Problem für die mobilen Internetverbdingen dar.                 

Erläuterung: „Shared Medium“

In der Telekommunikation bezeichnet der Begriff „Shared Medium“ ein gemeinsam genutztes Übertragungsmedium wie beispielsweise Kabel, xDSL oder Mobilfunk für die Informationsübertragung, das von mehreren Benutzern gleichzeitig genutzt werden kann. Bei der Leitungsvermittlung erhält jeder Benutzer in der Regel einen festen Anteil an der Kanalkapazität. Allerdings kann dies bei vielen Nutzern zu einer Überlastung der verfügbaren Bandbreite und damit zu Geschwindigkeitseinbußen führen. Sobald weniger Nutzer das Übertragungsmedium nutzen, steigt die Geschwindigkeit für jeden Einzelnen wieder an.

Das Fazit 

Mein Fazit noch einem halben Jahr ohne Festnetzanschluss zu Hause fällt in meinem Selbstversuch durchweg positive aus. Mit im Schnitt etwas mehr 73 Gigabit lang auf mein monatlicher Datenverbrauch zu Hause unterhalb meiner vorherigen annahmen. Zudem ist es eine aufschlussreiche Erfahrung, die zeigte, dass Mobilfunk eine ernstzunehmende Alternative darstellen kann, wenn auch – mit Einschränkungen. Den größten Einfluss auf die Nutzung des mobilen LTE- und 5G-Internets hat jedoch der eigene Standort. In städtischen Gebieten ist das Leben ohne Festnetz heute schon eine praktikable Option, in ländlichen Regionen jedoch eine Herausforderung.

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