Google hat am Mittwoch einen kostenlosen Navigationsservice für Android-Smartphones vorgestellt und damit die Aktienkurse etablierter Gerätehersteller zu Fall gebracht. Künftig wird Google für Maps eine GPS-Erweiterung bieten, die 3D-Karten sowie eine Sprachsteuerung inkludiert. Zunächst soll es „Maps Navigation“ zwar nur für Handys mit dem kommenden Betriebssystem Android 2.0 und das auch nur in den USA geben. Branchenkenner handeln den neuen Navi-Dienst aber schon jetzt als erfolgversprechende harte Konkurrenz für etablierte Marktführer wie TomTom oder Garmin.
Druck in der Branche wächst
Googles Ankündigung versetzte die bestehende Konkurrenz in eine Art Schockzustand. Die Aktie von TomTom verlor am Mittwochabend um 21 Prozent, Garmin um 16 Prozent. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass das Maps-Navi bereits kommende Woche auf den Markt kommen soll.
Nach Analysteneinschätzungen scheint dieser Schockzustand auch gerechtfertigt. „Google wird mit dem Navigationsdienst starken zusätzlichen Druck auf die etablierten Hersteller ausüben“, meint Dominique Bonte, Research Director Telematics and Navigation bei ABIresearch. Dieser Druck habe bereits mit Gratis-Navigationslösungen von anderen Firmen wie etwa Bouygues in Frankreich begonnen.
Die etablierten Firmen hätten allesamt auf Handset-basierte Navis gesetzt und sie zu einem Kernbereich ihres Geschäfts gemacht. Die Verfügbarkeit von kostenlosen Lösungen auf Smartphones – Android sei nur der Anfang – wird es laut Bonte den Herstellern künftig schwer machen, weiterhin mit ihren Angeboten Geld zu verdienen. „In jedem Fall ist eine beschleunigte Preiserosion bei mobilen Navigationssystemen zu erwarten und die Herausforderungen für PNDs werden, nachdem es bereits eine Marktsättigung gab, durch die Smartphones noch mehr zunehmen als je zuvor“, prognostiziert Bonte. Daher sei auch der Kurseinbruch der Aktien wenig verwunderlich.
Google integriert auch Street View
Die Navigations-App berechnet Routen, legt sie auf die Karten um und begleitet diese sowohl per Text- als auch Sprachanweisungen. Google Maps Navi stellt seinen Hinweise wahlweise auf den Karten- und Satellitenansichten von Maps oder aber über Street View mit Fotos der Zielorte dar. Die Software findet dabei nicht nur klassische Adressen, sondern soll auch Fixpunkte wie Lokale, Kaufhäuser oder Museen auffinden können.
Um weiterhin gegen Gratisangebote bestehen zu können, rät Bonte den Geräteherstellern dazu, mehr als je zuvor auf hervorragende Qualität zu setzen. „Gleichzeitig werden sie neue Business-Modelle auf Werbebasis oder über Umsatzbeteiligungen beispielsweise mit Händlern einführen müssen, um selbst kostenlose Services mit diversem Content bieten zu können.