Eine neuartige Erfindung namens „Lärmvernichter“ aus Singapur reduziert Geräusche von Bahndämmen oder Baustellen bei geöffnetem Fenster um die Hälfte. Den Lärmvernichter haben Forscher an der Nanyang Technological University (NTU) entwickelt. Die Technik orientiert sich an geräuschreduzierenden Kopfhörern, auch englisch Noise Cancelling genant, in denen mit Gegenschall störende Geräusche überlagert und ausgeblendet bzw. reduziert werden.
Geringer Energieverbrauch
Der innovative Lärmvernichter wird direkt am Fenstergitter befestigt. Es ist mit einem Mikrofon und einem Lautsprecher ausgestattet. Es empfängt die akustischen Wellen und errechnet daraus in Echtzeit das genau entgegengesetzte Wellenmuster. Dieses schwächt die primären Wellen oder löscht sie gar ganz aus, infolge dessen wird es leise.
Gan Woon-Seng, Direktor am NTU-Zentrum für Informatik und Kommunikation, sieht gleich zwei Vorteile. Menschen, die Außengeräuschen ausgesetzt sind, können ihre Fenster zum Lüften öffnen, ohne unter dem Lärm zu leiden. Außerdem spare das System Energie, weil die Klimaanlage nicht so intensiv arbeiten müsse, wenn frische Luft durchs Fenster strömt.
„Verglichen mit dem Kopfhörer, der nach dem gleichen Prinzip arbeitet, war unsere Herausforderung weit größer“, so Gan. „Wir mussten die Schallwellen nicht in einem kleinen Raum direkt am Ohr auslöschen, sondern in einem großen Bereich.“
Der Lärmvernichter ist ei Beispiel für eine Forschungsinitiative an der NTU, deren Ziel es ist, die Lebensqualität der Gesellschaft durch Hightech zu verbessern. Der Prototyp kommt mit einer Leistung von acht Watt aus, was z.B. dem Energieverbrauch eines kleinen Bluetooth-Lautsprechers entspricht.
Großer Markt
Damit der Lärmvernichter Wirkung zeigt, müssen mehrere Systeme am Fenstergitter befestigt werden. Gemeinsam schaffen sie es, die Außengeräusche durch Antischall teilweise auszulöschen. Das Team um Gan hat den Lärmvernichter in einer Halle getestet, in der sie ein Zimmer mit Türen und Fenstern aufbauten. Sie arbeiteten mit Baulärm, den Geräuschen eines Flugzeugtriebwerks und jenen von Zügen. Jetzt arbeiten die Forscher daran, das Gerät zu verkleinern, seine Leistungsaufnahme zu reduzieren und an einer Produktionstechnik, die die Kosten so stark drückt, dass es in die Massenproduktion gehen kann.
„Unser Ziel ist es, unsere Technologie in Fenstergitter zu integrieren, um die städtische Lärmverschmutzung erträglicher zu machen“, verdeutlicht Gan abschließend. Er arbeitete mit Kollegen der University of Southampton in Großbritannien und der Tottori University in Japan zusammen.