Der einst als Shooting-Star gefeierte niederländische E-Bike-Hersteller VanMoof ist zahlungsunfähig. Das zuständige Gericht in Amsterdam habe den in der vergangenen Woche gewährten Zahlungsaufschub zurückgezogen und das Unternehmen für zahlungsunfähig erklärt, teilte VanMoof am Dienstag mit. Das internationale Geschäft sei nicht betroffen.
 
VanMoof war während der Corona-Pandemie stark gewachsen. Doch seitdem geht es bergab. Niederländischen Medienberichten zufolge kämpft das Unternehmen mit langen Lieferzeiten und technischen Problemen. 2021 stand ein Verlust von 80 Millionen Euro unter dem Strich, 2022 ebenfalls, wie die Zeitung „Het Financieele Dagblad“ berichtete.

Wieso ist VanMoof insolvent?

VanMoof macht mit dem Verkauf von Fahrrädern seit Jahren Verluste, die bisher dank Investoren aufgefangen werden konnten. Doch Ende 2022 konnte die Insolvenz nur knapp abgewendet werden. Da VanMoof nun seine Schulden nicht mehr begleichen konnte, gewährte ein Gericht am 12. Juli zunächst einen Zahlungsaufschub. Dieser wurde nun im Rahmen der Insolvenzanmeldung widerrufen. Konkret sind die VanMoof Global Holding B.V., die VanMoof B.V. und die VanMoof Global Support B.V. insolvent. Die Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen

Was wird aus VanMoof?

VanMoof sucht derzeit nach Möglichkeiten, die Vermögenswerte an Dritte zu verkaufen. Dabei werden zwei Treuhänder eingesetzt. Ziel ist die Fortführung der Aktivitäten des Unternehmens. Weiter Angaben macht das Unternehmen nicht.

Kann ich meinen VanMoof-eBike weiterhin benutzen?

Im Prinzip schon. Es gibt jedoch ein Szenario, das viele Käufer beunruhigt: Wenn die VanMoof-Server abgeschaltet werden, funktioniert die zum E-Bike passende App nicht mehr. Weil die App bei jedem Einloggen einen Bluetooth-Schlüssel benötigt, den sie sich von den VanMoof-Servern holt. Ohne die Server könnte dieser Schlüssel nicht heruntergeladen werden. Derzeit gibt es jedoch keine konkreten Hinweise darauf, dass die Server unerwartet abgeschaltet werden könnten.

Welche Funktionen verliere ich, wenn die VanMoof-App nicht mehr zur Verfügung steht?

Die App sammelt Statistiken über die bisherigen Fahrten und behält den Überblick darüber, wo sich das Fahrrad gerade befindet. Zudem kann sie die Schaltpunkte der Nabenschaltung neu definieren. Darüber hinaus spielt die App Firmware-Updates ein – der Sprung von Version 1.1.07 auf 1.1.10 etwa behebt das Problem, dass der Akku bei Kälte schnell schlapp macht. Doch auch Komfortfunktionen wie das automatische Entriegeln bei Annäherung an das Fahrrad lassen sich nur mit der App nutzen.
 
Um zu verhindern, dass die VanMoof-App (oder alternative Apps) beim Abschalten des Servers unbrauchbar wird, lassen sich die für die Kopplung benötigten Bluetooth-Keys extrahieren. Damit könnten die Apps auch ohne aktiven VanMoof-Server genutzt werden. Bisher war dies bereits über den VanMoof Encryption Key Exporter auf GitHub möglich. Nun gibt es eine zweite, möglicherweise einfachere Möglichkeit: die App Bikey, die der VanMoof-Konkurrent Cowboy in einer Testversion veröffentlicht hat.
 
Die VanMoof Insolvenz zeigt noch mal deutlich, welche Risiken bei modernen vernetzten Elektro-Fahrrädern bestehen, sollte der Hersteller in Pleite gehen. Die nahe Zukunft wird zeigen, wie es mit der einstigen Stiele Ikone weitergeht.

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Thorsten Claus
Thorsten Claus ist Gründer und Chefredakteur von “moobilux | Connected Mobile” mit mehr als 16 Jahren Berufserfahrung. Der langjährige Journalist beschäftigt sich vor allem mit Themen rund um die mobile Telekommunikation. Als Experte veröffentlichte er in den vergangenen Jahren u. a. Fachbeiträge in “VoIP Compendium”, “Voice Compass” und “t3n”. Als Experte berichtete er in “Deutschland-Radio Wissen”, “Finacial Times Deutschland” und bei “n-tv” über die neuen Trends und Entwicklungen in der Technologie-Branche. Thorsten Claus ist Mitgründer der Pitch-TV-Eventserie „pitchfreunde // Show Your Mobile“ welches sich speziell an Startups mit Fokus Mobile & e-Mobility richtet.

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