Nach knapp vier Wochen Test hinterlässt das Honor 90 einen gemischten Eindruck. Zu den Highlights des Gerätes zählt das OLED-Display, das auch zu einem Oberklasse-Smartphone passen würde. Die Leistung ist für ein Mittelklasse-Handy in Ordnung. Es hätte aber mehr sein können, aber der Reihe nach.

Design

Nimmt man das Honor 90 in die Hand, ist man vom geringen Gewicht überrascht – 183 Gramm sind für ein 6,7-Zoll-Gerät erstaunlich wenig. Die Rückseite besteht aus Glas und ist an den Kanten abgerundet, was für eine sehr gute Haptik sorgt. Nur eine IP-Zertifizierung haben wir vermisst. Diese ist mittlerweile auch in dieser Preisklasse angekommen, man denke nur an Samsung oder Google.

Insgesamt überwiegt aber der gute Eindruck. Das Honor 90 ist hochwertig verarbeitet und liegt sehr gut in der Hand. Einziges Manko ist, dass das Gerät durch die Glasrückseite leicht vom Tisch rutscht und man schnell Fingerabdrücke auf der Rückseite sieht.

Display

Das Display des Honor 90 würde auch einem deutlich teureren Modell der Oberklasse gut zu Gesicht stehen. Das OLED-Panel bietet mit einer Pixeldichte von 436 ppi auf einer Bildschirmdiagonale von 6,7 Zoll eine enorme Schärfe. Die maximale Bildwiederholrate liegt bei 120 Hertz, die Auflösung bei 2.664 mal 1.200 Bildpunkten für flüssiges Scrollen ohne Nachzieheffekte. Besonders beeindruckend ist die gemessene Spitzenhelligkeit von 1.265 Candela pro Quadratmeter und der ordentliche Kontrast des Displays.

Darüber hinaus hat Honor zwei weitere Funktionen hinzugefügt, die dazu beitragen sollen, die Augen zu schonen. So wurde der bekannte Nachtmodus, der blaues Licht herausfiltert, von Honor verbessert und heißt jetzt „Zirkadianer Nachtmodus“. Mit dem zirkadianen Rhythmus ist eigentlich nur der natürliche Rhythmus von Schlafen und Wachen gemeint – aber es klingt besser. Der zweite Mechanismus ist das „Ultra High Frequency Pulse Width Modulation Dimming“ mit 3840 Hertz. Einfach ausgedrückt: Der Bildschirm flimmert nicht. Beides ist „nice to have“. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer werden es aber kaum bemerken.

Kamera

Rückseitig befinden sich 3 Optiken, von denen nur zwei relevant sind: Die Hauptoptik mit einem 200-Megapixel-Sensor und die Ultra-Weitwinkel-Optik mit 12 Megapixel. Die dritte Optik ist eine Tiefenkamera für Entfernungsmessungen. Diese hilft zum Beispiel im Porträtmodus, Vorder- und Hintergrund sauber voneinander zu trennen und die Hintergrundunschärfe zu berechnen.

Der Porträtmodus funktioniert sehr gut, auch die Bildqualität im Weitwinkel- und Ultra-Weitwinkelbereich ist überzeugend, aber auf das Aufnehmen von 200 Megapixel Fotos kann man getrost verzichten. Diese haben einen hohen Speicherbedarf (ca. 40 MB) und können den Vorteil der extrem hohen Auflösung nur bei sehr guten Lichtverhältnissen ausspielen.

Alles in allem stellt Honor hier ein sehr gutes Kamerasystem vor, das mit einer Vielzahl von Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten aufwarten kann. Gut gefallen hat uns auch die 50 Megapixel Frontkamera. Die Auflösung im Standardmodus mit 12 Megapixeln ist auch hier in den meisten Fällen die bessere Option. Jedoch schränkt der Verzicht auf ein Teleobjektiv die fotografischen Möglichkeiten ein.

Ausstattung

Im Inneren des Honor 90 verrichtet ein Qualcomm Snapdragon 7 Gen 1 sein Werk. Der im 4-Nanometer-Verfahren gefertigte Prozessor wird durch eine Adreno 644 GPU unterstützt. Im Geekbench 6 Multicore kam das Honor 90 auf 3.267 Punkte, im 3D Mark-Wildlife-Extreme auf 855 Punkte. Damit liegt es in allen Benchmarks vor seinem Vorgänger.

Software

Als Betriebssystem kommt Android 13 mit der Benutzeroberfläche Magic UI 7.1 zum Einsatz.
Honor verspricht zunächst nur zwei Android-Updates und drei Jahre Sicherheitsupdates. Das von uns getestete Gerät verfügt über satte 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher „+ 7 GB Honor RAM Turbo“ und 512 GB Gerätespeicher. Einen Speicherkartenslot sucht man allerdings vergeblich. Der Steckplatz an der Unterseite ist nur für zwei SIM-Karten vorgesehen. Daneben unterstützt das 5G-fähige Honor 90 aber auch die Nutzung einer eSIM und ist damit ein Exot unter den Android-Smartphones. NFC, Bluetooth 5.2 und WiFi 6 sind natürlich auch an Bord.

Akku

Im Vergleich zum Vorgänger dem Honor 70, ist die Akkukapazität um 200 Milliamperestunden auf 5.000 mAh gestiegen. Sollte das Honor 90 eine ähnlich gute Effizienz wie sein Vorgänger haben, dürfte die Laufzeit ordentlich ausfallen, denn schon das Honor 70 kam auf eine sehr starke Dauerbetriebszeit von 11:18 Stunden.

Geladen wird das Smartphone über USB Typ C mit bis zu 66 Watt. Dabei verspricht Honor, dass sich das Smartphone innerhalb von 15 Minuten von null auf 45 Prozent aufladen lässt. Leider ist das passende Netzteil nicht im Lieferumfang enthalten, lediglich das USB-Kabel liegt dem Gerät bei.

Honor argumentiert beim fehlenden Netzteil mit dem Umweltschutz. Doch das dürfte wie bei Apple nur die halbe Wahrheit sein. Denn hier sparen die Hersteller bares Geld ein. Leider hat man sich auch das Induktive-Laden per Qi-Wireless beim Honor 90 gespart, das ist schade.

Fazit

Das OLED-Display, des Honor 90 könnte auch zu einem Oberklasse-Gerät passen. Die Leistung ist für ein Smartphone der Mittelklasse in Ordnung. Bei der Ausstattung gibt es trotz eSIM-Unterstützung unserer Meinung nach Luft nach oben. Dafür hat Honor dem Smartphone einen überdimensionierten Speicher spendiert. Die Kamera ist zwar mit einem 200-Megapixel-Sensor ausgestattet, kann aber nicht so recht überzeugen.

Qi-Wireless und eine IP-Zertifizierung wären in der Preisklasse wünschenswert gewesen. Denn noch ist das Honor 90 ein gutes, gefälliges Mittelklassegerät, das mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 550 Euro für die kleine 256-GB-Variante mit 8 GB RAM und 600 Euro für die 512-GB-Version mit 12 GB RAM sicherlich noch günstiger werden dürfte.

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